Mich hält ein Traum gefangen

Mittwoch, 28. Juni 2006
Don Juan
Don Juan macht eine Frau nicht nur glauben, daß er sie liebt, sondern er glaubt es selbst bis just zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich ihm hingibt und sich auf diese Weise in die lange Schlange seiner Eroberungen einreiht. Das ist die Katastrophe für seine Liebe, denn jetzt ist sie nichts besonderes, außergewöhnliches mehr. Die Zerstörung der Beziehung und somit auch der Frau ist so folgerichtig wie fatal, denn sie kann nicht begreifen, daß er durch den Umstand, von ihr glücklich gemacht worden zu sein, unglücklich wird. Vielleicht begreift sie das Paradoxe dieses Umstandes noch nicht einmal, denn es ist fraglich, ob er es selbst nachvollziehen kann. Fakt ist, das Don Juan im tiefsten seiner Seele nach einer Frau sucht die ihm ebenbürtig ist. Nach einer Carmen, nach einem Weib, daß ihn ins Verderben stürzt. Eine Frau, die ihn leiden läßt und nicht umgekehrt.
Eine Kunst, die nicht leicht zu beherrschen ist, denn ein Mann, auch ein Don Juan, läßt bei zu gut gespieltem Desinteresse von einer Frau auch wieder ab, und so gelingt es keiner, ihn an sich zu binden
Eine Frau muß es schaffen, wenn sie Don Juan von diesem Fluch befreien will, daß er um den Preis des Beischlafes eine Beziehung zu ihr aufbaut, aus der es kein Entrinnen für ihn gibt. Dann wäre der Bann gebrochen. Ein Glück, daß dem Herzensbrecher nicht beschieden war und der von seinem Leiden nur durch den Tod erlöst wurde.

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